Das Glossar befindet sich im permanenten Aufbau. Anregungen für zu klärende Begriffe wie auch zur inhaltlichen Erklärung sind willkommen.

Antonovsky, Aaron (1923 - 1994) war israelisch-amerikanischer Medizinsoziologe und prägte in den 1970er Jahren den Begriff der Salutogenese. Seit den 60er Jahren war er in Jerusalem neben der Lehre vor allem in der Stressforschung und der Erforschung latenter Funktionen der Institutionen des Gesundheitswesens tätig. Innerhalb dieser Arbeit stieß er auf die von ihm als Wunder empfundene Tatsache, dass einige jüdische Frauen, die nationalsozialistische Konzentrationslager überlebt hatten, sich gesund ein neues Leben hatten aufbauen können. Diesem Wunder des Gesundbleibens widmete er von da an sein Engagement.

Attraktor ist ein Begriff aus der Chaosforschung und bezeichnet in einem sich dynamisch verändernden System einen attraktiven Zielzustand, dem sich das System annähert. Als einfaches Beispiel ist es der Punkt, in dem ein schwingendes Pendel zur Ruhe kommt. Wenn ein Pendel zwischen mehreren Magneten pendelt, kann es schon zu chaotischen Bewegungen kommen, die aber letztendlich in einem berechenbaren Zielgebiet zur Ruhe kommen (deterministisches Chaos). Bei komplexen Zielen spricht man von seltsamen Attraktoren.

AutonomieTraining ist eine Gesprächsführungsmethode zur Anregung und Förderung einer gesunden, autonomen Selbstregulation, einer selbst bestimmten, selbst verantworteten kreativen Lebensweise. Dabei wird der Mensch als ein soziales Wesen verstanden, das seine Autonomie nur in sozialer Kommunikation entfalten kann. Das Autonomietrainig wurde von Ronald Grossarth-Maticek entwickelt und in seiner Wirkung lange und umfangreich wissenschaftlich untersucht ("Systemische Epidemiologie und präventive Verhaltensmedizin chronischer Erkrankungen", 1999, "Autonomietraining" 2000, "Selbstregulation, Autonomie und Gesundheit" 2004/de Gruyter). Th. D. Petzold hat das Curriculum und die Praxis der Ausbildung aufgebaut.

Chaosforschung ist die Erforschung der Frage, wie in dynamischen Systemen (und alle beobachtbaren Systeme sind dynamisch und durchlässig) aus Chaos Ordnung entstehen kann und andersherum Chaos entsteht. 
Chaostheorie fasst mathematisch-physikalische Theorien zur Beschreibung von Systemen zusammen, die zwar durch Gesetzmäßigkeiten begrenzt sind, bei denen aber kleine Änderungen der Anfangsbedingungen ein nichtlineares (z.B. exponentielles) Anwachsen von Störungen bewirken. Das Verhalten derartiger Systeme führt zur Ausbildung chaotischer Strukturen und ist langfristig nicht vorhersagbar.
Ein deterministisches Chaos bezeichnet einen chaotisch erscheinenden Vorgang, dessen Ergebnis allerdings determiniert ist (durch einen evtl. berechenbaren Attraktor).

Entropie war als Maß für Unordnung zur Bestimmung der Umkehrbarkeit eines thermodynamischen Vorgangs in einem System von Clausius 1854 eingeführt worden. Heute gibt es eine moderne Formulierung des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik: "Ein isoliertes System geht spontan nie in einen erheblich unwahrscheinlicheren über." Die Zunahme der Entropie soll sogar die Richtung des Zeitpfeils bestimmen: Wir bewegen uns demnach auf den Wärmetod im Chaos des Universums zu.
Wie ist das damit zu vereinbaren, dass die Evolution auf der Erde über ca. 3 Milliarden Jahre hin immer komplexere Ordnungen (= Negentropie) in Lebewesen hervorgebracht hat - ganz entgegen dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik? Diese Negentropie in unserer Bio­sphäre sei nur möglich auf Kosten der Entropiezunahme der Umgebung, z. B. auch der Sonne - sagen Physiker. So dass wir Menschen also unsere komplexe Struktur nur entwickeln konnten, indem wir aus unserer Umgebung Ordnung (hier =Information) aufgesaugt haben, dass insgesamt aber die Entropie gleich bleibt oder zunimmt.
Diese Mainstream-Meinung der NaturwissenschaftlerInnen, dass das Universum letztendlich ein geschlossenes System sei und deshalb seine Entropie zunehme, und dass deshalb aus der Zunahme der Entropie sich die unumkehrbare Richtung des Zeitverlaufes ableiten ließe, lässt sich weder beweisen noch wi­der­legen, da wir die räumliche und zeitliche Grenze des Systems beliebig erweitern und nicht definitiv messen können. 
Aus der Sicht unserer mensch­lichen Erfahrung – und es geht bei dem 2. HS angeblich um einen Erfahrungssatz(!) – er­scheint es allerdings wahr­scheinlicher, dass die Zunahme der beobachtbaren komplexen Ordnung (= Evolution) den Zeit­pfeil bestimmt und nicht die Zunahme der Entropie, wie die Physik behauptet. Eine Balance zwischen beiden Tendenzen allerdings erscheint ebenso wahrscheinlich. Dann hätte die Ordnung nichts mit einem grundlegenden Zeitpfeil zu tun. Es gäbe wohl einen ständigen Wechsel, einen zirkulären Prozess von Chaos und Ordnung, in dem über lange Zeit und großen Raum die Entropie gleich bleiben könnte. (s.a. 'Wissenschaft und Vision' von Th. Petzold in DER MENSCH Heft 38, www.salutogenese-dachverband.de, und 'Das Maßgebliche' 2000, Verlag Gesunde Entwicklung)

Gesundheit ist nach der WHO-Definition von 1946 "ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen." Die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung von 1986 ergänzt: "Um ein umfassendes körperliches, seelische und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. sie verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit ebenso betont wie die körperlichen Fähigkeiten". Nach Antonovsky ist Gesundheit kein Zustand, sondern ein Prozess (Gesundheits-Krankheits-Kontinuum).

'Gesundheits-Krankheits-Kontinuum' soll nach Antonovsky die Dichotomie, die absolute Trennung von gesund und krank überwinden und beschreiben, dass ein Mensch immer sowohl kranke als auch gesunde Anteile in sich hat, also sich irgendwo auf dem gedachten "Kontinuum" zwischen gesund und krank befindet. An anderer Stelle fordert A. eine "mehrdimensionale" Sichtweise von krank und gesund. Dieser Forderung werden wir in unserer Dynamik der Selbstregulation gerecht (s.u.).

Heterostase beschreibt ein Ungleichgewicht innerhalb eines Systems (s. Homöostase).

Homöostase oder Selbstregulation beschreibt die Fähigkeit eines Systems, sich selbst durch Rückkopplung innerhalb gewisser Grenzen in einem stabilen (=funktionsfähigen) Zustand zu halten; so z.B. der menschliche Körper, der durch Regelkreise seine physiologischen Funktionen im Gleichgewicht hält (Blutdruck, Körpertemperatur, pH-Wert des Blutes u.a.)

Kohärenz: - Coherence (engl.): Zusammenhang, Klarheit, Übereinstimmung
- Kohärenz in der Physik: ‚zusammenhängende‘ Wellenformationen, die Interferenzen (Verstärkungen, Auslöschungen) bilden können; Kohärenz ist eine Voraussetzung für Resonanz.
- Kohärenz beim Menschen: stimmige Verbundenheit, Wohlbefinden, Harmonieempfinden, Ordnung(ssinn)
- Systemtheorie: Ein System ist gekennzeichnet durch eine ihm eigene Kohärenz

Kohärenzgefühl ist die häufigste Übersetzung von Antonovskys ‚Sense of coherence’ SOC. Da im ‚Sense of coherence’ sowohl die wahrnehmende Bedeutung ‚Sinn für Kohärenz’ enthalten ist, wie auch eine beschreibende ‚Gefühl von Kohärenz’ erscheint es sinnvoll, beiden Bedeutungen nachzugehen.
Hier zunächst die Definition von Antonovsky aus dem Jahre 1987 (übersetzt 1997 von Alexa Franke): „Ich kann nun das SOC wie folgt neu definieren: Das SOC (Kohärenzgefühl) ist eine globale Orientierung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass die Stimuli, die sich im Verlauf des Lebens aus der inneren und äußeren Umgebung ergeben, strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind;
einem die Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen, die diese Stimuli stellen, zu begegnen;
diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engagement lohnen.“ (Antonovsky 1997 (1987) S. 36,
Wenn wir nun unterscheiden einen wahrnehmenden ‚Sinn für Kohärenz’ und ein ‚Kohärenzgefühl’, dann entsteht das Kohärenzgefühl durch die Erfahrung/das Erleben von Kohärenz im körperlichen Austausch mit der Umgebung (>’Handhabbarkeit’), im sozial-emotionalen mit den Mitmenschen (>’Bedeutsamkeit’) sowie im kognitiven mit Kulturträgern (>’Verstehbarkeit’).

Kohärenzsinn ist unsere angelegte, angeborene Fähigkeit, Kohärenz (stimmige Verbundenheit) zwischen uns selbst und unserer Umwelt wahrzunehmen. Der Kohärenzsinn bezeichnet nach den neuen neurophysiologischen Erkenntnissen wohl die übergeordnete Funktion des Zentralnervensystems. Dieser Sinn für Kohärenz ist die Voraussetzung für das Entstehen von Kohärenzgefühl. 
Sinne für Kohärenz:
•  Die 5 (und mehr) Sinnesorgane sind Ausstülpungen des ZNS, um (Un-)Stimmigkeit, (In-)Kohärenz von Licht, Schall, Temperatur, Chemie und Mechanik (Druck etc.) wahrzunehmen.
•  Das proprio- und viscerozeptive System dienen der Innenwahrnehmung von Kohärenz. 
•  Das ZNS bewertet die eingehenden Informationen unter dem Aspekt von Stimmigkeit/Kohärenz (Stirnhirn (Präfrontaler Cortex PFC). 
•  ‚6. Sinn‘ 2005 entdeckt: Aktivität im Anterior Cingulate Cortex (ACC) am oberen Ende des Frontallappens meldet uns kurzfristig Gefahr bei Unstimmigkeit von (unbewussten) Wahrnehmungen und Erfahrungen.
•  Das ZNS veranlasst den Menschen, Kohärenz ("Kongruenz und Konsistenz" (Grawe, Klaus 2004, Neuropsychotherapie)) in seiner Umwelt herzustellen.

Kommunikation definiert auf der menschlichen Alltagsebene ein gemeinschaftliches Handeln, in dem Gedanken, Ideen, Wissen, Erkenntnisse, Erlebnisse (mit-)geteilt werden und auch neu entstehen. Kommunikation in diesem Sinne basiert auf der Verwendung von Zeichen in Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik. Kommunikation ist die Aufnahme, der Austausch und die Übermittlung von Informationen zwischen zwei oder mehreren Personen. Bei der Beschreibung sozialer Zusammenhänge kann Kommunikation als ein Prozess angesehen werden, in dem mehrere Lebewesen gemeinsam Probleme lösen. Als Grundlage für die Möglichkeit kommunikativer Problemlösung wird eine Geschichte gemeinsamer Lebenspraxis angesehen. In gemeinsamer Lebenspraxis entsteht beispielsweise die Sprache.

Krankheit ist eine Störung der körperlichen, kognitiven, sozialen und/oder seelischen Funktionen, die die Leistungsfähigkeit oder das Wohlbefinden eines Lebewesens subjektiv oder durch verschiedene Personen deutlich wahrnehmbar negativ beeinflusst oder eine solche Beeinflussung erwarten lässt.

Medizinsoziologie ist ein Teilgebiet der Soziologie und betrachtet medizinisches Handeln und Gesundheitsverhalten im gesellschaftlichen Zusammenhang.

Negentropie ist ein Maß für die Schaffung von Ordnung entgegen der Entropie. Wir finden Negentropie besonders deutlich bei Lebewesen, die eine hochkomplexe Ordnung herstellen. Dazu ist eine Durchlässigkeit der Grenzen erforderlich. Ein geschlossenes System wäre nach den Berechnungen der Physik nicht fähig zur Negentropie.

Open Space Technology (in den USA in den 80er Jahren vom Organisationsberater Harrison Owen entwickelt) ist eine inzwischen weltweit verbreitete etablierte Methode zur Durchführung von Besprechungen und Konferenzen. Sie wird in der Wirtschaft und in öffentlichen Institutionen erfolgreich eingesetzt, wenn es darum geht, komplexe Zukunftsthemen zu bearbeiten und dabei das Potential einer großen Gruppe zu nutzen. Open Space eignet sich für Gruppen von etwa 5 bis 5000 Teilnehmern und ist inhaltlich wie formal offen: Die Teilnehmer geben eigene Themen ins Plenum und gestalten dazu je eine Arbeitsgruppe. In dieser werden mögliche Projekte erarbeitet und deren Ergebnisse am Schluss gesammelt. Wichtig ist ein Steuerkreis (Open Space Begleiter), der für die anschließende Umsetzung sorgt. Open Space funktioniert selbstorganisiert und selbstverantwortlich und kann in kurzer Zeit eine große Vielfalt von konkreten Maßnahmen produzieren.

Ressourcen sind Reserven, auf die man jederzeit zugreifen kann. So auch die inneren, menschlichen Ressourcen, die man auch als Energien, Kräfte, Fähigkeiten bezeichnen könnte.

Salutogenese ist eine Wortschöpfung von A. Antonovsky aus den 70er Jahren (lat. von salus = Unverletzheit, Heil, Glück und griech. génesis = Entstehung), der damit die Frage nach der Entstehung von Gesundheit in die Wissenschaft eingebracht hat. Wir können heute mit einer Zukunftsperspektive sagen, dass Salutogenese eine Bezeichnung ist für die gerade im Entstehen begriffene Wissenschaft von der Entstehung von Gesundheit.

Salutogen ist alles, was die Gesundheit fördert.

Salutogenetisch wird die Sichtweise genannt, die die Gesundheitsentstehung im Fokus hat.

Salutogenes Potenzial ist die Summe der Ressourcen, die jemand hat, um sich gesund zu entwickeln.

Selbstorganisation ist der Vorgang, bei dem sich in einem System aus scheinbar chaotischen Bewegungen aus einer inneren Dynamik heraus eine Ordnung herstellt (s. a. Chaosforschung, Synergetik).  

Selbstregulation ist die Regulation eines System nach maßgeblichen Steuergrößen (Regelgrößen), die dem System innewohnen. Dies geschieht mit Hilfe von Steuerelementen (Stellgliedern), um von außen kommende Störfaktoren (Störgrößen) auszugleichen. Das Konzept der Selbstregulation von Lebewesen wird oft verbunden mit der Vorstellung einer Homöostase, dem Aufrechterhalten eines lebensfähigen inneren Zustandes trotz wechselnder äußerer Einflüsse. Erkrankung kann sowohl als Störung der Selbstregulation als auch als eine sinnvolle Variante der Selbstregulation in Bezug auf einen bestimmten Kontext vestanden werden.

Selbstheilungskräfte ist der gebräuchliche Begriff für die Fähigkeit des Organismus, sich zu regenerieren, bei Verletzungen oder Erkrankungen wieder zu heilen und weitestgehend funktionstüchtig zu werden. Es handelt sich dabei weniger um Kräfte als vielmehr um Fähigkeiten. Deshalb wäre der Begriff ‚Selbstheilungsvermögen’ oder ‚-fähigkeit’ treffender als ‚-kräfte’.

Sense of coherence/SOC (s.a. Kohärenz...): “is a global orientation that expresses the extent to which one has a pervasive, enduring though dynamic feeling of confidence that one’s internal and external environments are predictable and that there is a high probability that things will work out as well as can reasonably be expected.“ (Antonovsky, Aaron: Health, Stress and Coping 1979 S.123)

System ist eine Gesamtheit von Elementen, die so aufeinander bezogen sind und in einer Weise wechselwirken, dass sie als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können und sich in dieser Hinsicht gegenüber der sie umgebenden Umwelt abgrenzen. So ist z.B. das einzelne Individuum ein System, die Familie, unsere Kultur, die Menschheit usw.. Systeme organisieren und erhalten sich durch Strukturen.

Systemtheorie ist ein interdisziplinäres Erkenntnismodell, in dem Systeme zur Beschreibung und Erklärung unterschiedlich komplexer Phänomene herangezogen werden. Die Analyse von Strukturen und Funktionen soll häufig Vorhersagen über das Systemverhalten erlauben.